Welche Herausforderungen sehen Sie bei der Integration ausländischer Arbeitskräfte in die deutsche Arbeitswelt, etwa hinsichtlich Qualifikationen, Sprache, Religion oder unterschiedlicher Arbeitskulturen?
Die Integration ausländischer Arbeitskräfte in die deutsche Arbeitswelt bringt einige Herausforderungen mit sich, sei es bei der Anerkennung von Qualifikationen, Sprachbarrieren oder kulturellen Unterschieden in der Arbeitsweise. Doch genau hier müssen wir pragmatische Lösungen schaffen und das geht nur im Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft.
Unternehmen spielen eine zentrale Rolle, denn sie wissen am besten, welche Fachkräfte sie brauchen und wie diese integriert werden können. Die Politik muss dabei unterstützend zur Seite stehen – mit gezielten Förderprogrammen, schnellen Anerkennungsverfahren und besseren Sprachkursen.
Ein wichtiger Fortschritt ist das neue Konzept der Anerkennungspartnerschaften: Unternehmen können internationale Fachkräfte einstellen, auch wenn deren Berufsabschluss in Deutschland noch nicht vollständig anerkannt ist. Während der Anstellung durchlaufen die Beschäftigten dann gezielt notwendige Anpassungsqualifizierungen. Das ist ein echter Fortschritt, weil es lange Wartezeiten verkürzt und den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtert.
Zusätzlich müssen wir darauf achten, dass Diskriminierung und Vorurteile keinen Platz haben. Studien zeigen, dass ausländische Fachkräfte in Deutschland oft Rassismus erleben, das müssen wir aktiv bekämpfen. Denn erfolgreiche Integration bedeutet, dass alle mit Respekt und auf Augenhöhe zusammenarbeiten.
Kann die Politik Betriebe bei der Anwerbung und Integration von Fachkräften aus dem Ausland unterstützen?
Ja, die Politik kann und muss Betriebe bei der Anwerbung und Integration von Fachkräften aus dem Ausland unterstützen. Der erste Schritt ist, die Prozesse in der Erwerbsmigration einfacher, schneller und digitaler zu gestalten. Langwierige Verfahren schrecken Arbeitskräfte und Unternehmen gleichermaßen ab.
Ein wichtiger Hebel sind Migrationsabkommen mit anderen Staaten, die eine gezielte, sichere und faire Erwerbsmigration ermöglichen. Sie sorgen für klare Regeln und Erleichterungen, sowohl für Fachkräfte als auch für Betriebe, die Personal suchen.
Doch Anwerbung allein reicht nicht, die Integration in Deutschland muss von Anfang an mitgedacht werden. Dazu gehören mehr Sprachkurse, die auch berufsbegleitend möglich sind, und die Möglichkeit, als Familie hier zu leben, um Deutschland als attraktiven Standort zu stärken.
Befürworten Sie einen leichteren Spurwechsel von der Asyl- in die Erwerbsmigration? Welche Regelungen bräuchte es dafür?
Mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz haben wir zum ersten Mal die Möglichkeit eines Spurwechsels aus einem laufenden Asylverfahren hin zu einem Aufenthaltstitel zum Zweck der Erwerbsmigration ermöglicht. Die Voraussetzungen, die Personen dafür erfüllen müssen, sind derzeit jedoch noch relativ hoch. Diese Voraussetzungen sollten abgesenkt werden, um mehr Menschen den Spurwechsel zu ermöglichen. Angesichts des Arbeits- und Fachkräftemangels sollten die Potenziale der Menschen, die bereits hier leben, voll ausgeschöpft werden.
Interview und Redaktion: Philip Büttner