„Region Hannover antwortet immer!“

13. Nov. 2025

Tornike Murtskhvaladze ist Leiter des Welcome Center Hannover, Tatia Chkhenkeli ist dort Beraterin. Zusammen helfen sie Unternehmen bei der Gewinnung und Integration internationaler Fachkräfte. Sie sind überzeugt: Ohne persönliche Begleitung der Menschen kann das Ankommen in Deutschland nicht gut funktionieren.

Das Welcome Center Region Hannover begleitet Unternehmen bei der Rekrutierung ausländischer Fachkräfte. Vermitteln Sie die Fachkräfte auch selbst?

Tornike Murtskhvaladze: Die Vermittlung selbst gehört nicht zu unseren Hauptaufgaben; unser Schwerpunkt liegt vielmehr in der Beratung und Begleitung im Prozess. Allerdings arbeiten wir eng mit dem staatlichen Rekrutierungsprogramm „THAMM Plus“ zusammen, um erfolgreiche Praxisbeispiele für gelungene Vermittlungen in der Region Hannover zu ermöglichen. Bei THAMM Plus – einem gemeinsamen Projekt der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) – werden Fachkräfte und Auszubildende aus Nordafrika rekrutiert. Die Kandidatinnen und Kandidaten werden gemeinsam mit den staatlichen Arbeitsagenturen in Tunesien, Marokko und Ägypten ausgewählt und absolvieren anschließend einen Deutschkurs in den Heimatländern. Erst nach der Erreichung eines bestimmten Sprachniveaus sind sie vermittlungsreif. Als Welcome Center haben wir Zugang zu diesem Talentpool. Rund 20 Personen aus diesem Pool konnten wir bereits nach Hannover begleiten, unter anderem in den Bereichen Elektrotechnik, Anlagemechanik, Logistik, Gastronomie und Kfz-Mechatronik. Die vermittelten Personen unterstützen wir bereits vor ihrer Einreise, indem wir ihnen wichtige Informationen zu den ersten Schritten in der Region Hannover bereitstellen, und begleiten sie selbstverständlich auch beim Ankommen vor Ort. Wir unterstützen aber Fachkräfte auch außerhalb des Projektes THAMM Plus.

 Zu welchen weiteren Herkunftsländern haben Sie Kontakte?

Tornike Murtskhvaladze: Wir erhalten Anfragen von Interessierten aus der ganzen Welt und haben bereits Menschen unter anderem aus China, Georgien und dem Iran bei ihrem Weg nach Hannover unterstützt. Insgesamt haben wir bereits Personen aus 41 Ländern beraten. Wenn wir den Eindruck gewinnen, dass eine Anfrage gut zu unseren Angeboten passt, begleiten wir die Fachkräfte gerne bzw. verweisen wir auf die Angebote der Bundesagentur für Arbeit. Wichtig ist uns jedoch: Wir beantworten jede E-Mail – auch dann, wenn wir im Einzelfall nicht direkt helfen können. Damit senden wir ein deutliches Signal: Die Region Hannover ist gastfreundlich – und sie antwortet immer.

 Bevor eine Fachkraft wirklich in Deutschland ankommen und arbeiten kann, gibt es oft ein langes Verfahren. Können Sie das beschleunigen?

Tornike Murtskhvaladze: Wir können den Prozess durch unsere Beratung deutlich verkürzen, indem wir bereits bei der Antragstellung mögliche Fehler und unvollständige Unterlagen erkennen und so Verzögerungen vermeiden. Zudem stehen wir in engem Austausch mit relevanten Akteuren – darunter Ausländerbehörden, die Bundesagentur für Arbeit und Anerkennungsstellen. In der gemeinsamen Arbeitsgruppe „Fachkräfteeinwanderung“ der Fachkräfteallianz Hannover arbeiten wir außerdem kontinuierlich an der Optimierung der Prozesse. Mit den deutschen Visastellen im Ausland haben wir wenig Kontakt.

Tatia Chkhenkeli: Wenn Unternehmen bei uns anrufen, bitten wir sie zunächst, uns die Unterlagen der Fachkraft zuzusenden – häufig fehlen wichtige Dokumente. Wir erklären den Unternehmen genau, welche Nachweise erforderlich sind. Wir prüfen die Unterlagen und leiten sie anschließend an die Ausländerbehörde weiter. Mit der Qualität der Antragsunterlagen entlasten wir auch die Ausländerbehörde.

Stimmt es denn, dass ein Einwanderungsverfahren sich über eineinhalb oder sogar zwei Jahre hinziehen kann?

Tornike Murtskhvaladze: Ja, die Dauer hängt von vielen Faktoren ab. Entscheidend ist etwa, ob die Fachkraft bereits über ausreichende Sprachkenntnisse verfügt und ob ihre Qualifikationen anerkannt sind. Außerdem kommt es darauf an, wie vollständig die Unterlagen eingereicht werden und wie schnell die beteiligten Stellen – Konsulate, Anerkennungsstellen, Bundesagentur für Arbeit und Ausländerbehörden – die Anträge bearbeiten.

 Wie unterstützen Sie die internationalen Fachkräfte bei ihrer Eingewöhnung und ihrem „Onboarding“ in Deutschland?

Tatia Chkhenkeli: In Fällen, in denen wir die Einstellung der Fachkräfte unterstützen, wie z.B. Projekt THAMM Plus, beginnt die persönliche Begleitung nicht erst in Deutschland, sondern schon im Herkunftsland. Wir nehmen bereits an den Online-Bewerbungsgesprächen teil. Sobald der Arbeitgeber signalisiert, dass er eine bestimmte Fachkraft einstellen möchte, organisieren wir weitere Online-Meetings mit der Person. Uns ist wichtig, frühzeitig Fragen zu klären und mögliche Sorgen auszuräumen, wie z.B.: Wer holt die Person vom Flughafen ab? Wo befindet sich die Unterkunft? Wie bekomme ich Handynummer mit Internet? Solche Informationen geben Sicherheit und das Gefühl, nicht allein zu sein. Die Fachkraft weiß zudem, dass sie uns auch nach der Einreise jederzeit kontaktieren kann. Dann stehen weitere organisatorische Schritte an, wie zum Beispiel der Abschluss einer Krankenversicherung oder die Eröffnung eines Bankkontos. Diese Dinge hat der Arbeitgeber oft nicht im Blick oder er hat schlicht keine Zeit dafür. Ohne diese persönliche Begleitung würde der gesamte Prozess nicht reibungslos funktionieren.

Was würden sie sich von der Politik wünschen, um das Einwanderungsverfahren einfacher zu machen?

Tornike Murtskhvaladze: Durch neue rechtliche Möglichkeiten der Erwerbsmigration sind auch komplexere Verfahren entstanden. Die zuständigen Behörden wurden aber nicht ausreichend personell verstärkt. Viele Verzögerungen entstehen daher nicht durch Gesetze, sondern durch begrenzte Ressourcen. Eine bessere personelle und technische Ausstattung wäre entscheidend, ebenso ein bundesweit einheitliches, digitales Antragsverfahren. Das würde Transparenz schaffen und sowohl Fachkräften als auch Arbeitgebern und Behörden die Arbeit erleichtern. In Deutschland gibt es für viele Schritte sehr detaillierte Regelungen – das hat zweifellos Vorteile, kann Prozesse jedoch auch verlangsamen.

 

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