LEBEN
Wie kann man die Integration über die Arbeit hinaus, auch im Alltag unterstützen?
Susanne Droux: Als Verband geben wir unseren Betrieben den Tipp: Wenn jemanden aus einem völlig anderen Kulturkreis kommt, stellt ihm einen Kollegen vielleicht im selben Alter als Paten oder Buddy an die Seite. Wir empfehlen auch zusätzliche Mitarbeitergespräche, selbst wenn Unternehmer in der Gastronomie immer wahnsinnig viel zu tun haben. Es reicht einfach nicht, nur mal nebenbei zu fragen „Wie geht’s dir denn?“ Man muss sich ein wenig Zeit für das Gespräch nehmen. Es geht um Menschen, die könnten mein Bruder sein, um die muss ich mich kümmern. Wichtig ist natürlich auch ein angemessener Wohnraum. Und wenn Mitarbeiter, was am Anfang häufig ist, zu zweit in einem Zimmer wohnen, sollte es nicht so sein, dass einer nachts um 3 von der Arbeit an der Bar zurückkommt und der andere muss morgens um 7 in die Berufsschule.
Catherine Karanja: Integration ist eine „Two-way-street“, wenn man das so sagen kann. Nicht nur diejenigen, die zu uns kommen, müssen über unsere Kultur und das Leben in Deutschland informiert werden, genauso wichtig ist es in meinen Augen, die anderen Mitarbeiter schon im Vorfeld darauf einzustellen, dass ein neuer Mitarbeiter aus Kenia, Uganda oder Vietnam kommt, damit sie sich, mit seiner Kultur auseinandersetzen, damit von vornherein mehr Verständnis da ist. Susanne Droux gibt dazu interkulturelle Schulungen für Betriebe.
Susanne Droux: Es gibt aber auch Probleme, die nicht mit der Kultur, sondern auch mit unserem auch mit unserem Sommer-Winter-Klima zu tun haben. Gerade im ländlichen Raum kriegen junge Auszubildende aus fernen Ländern manchmal den Winterfrust. Wenn sie im August angefangen haben, passiert das oft im vierten oder fünften Monat der Ausbildung. Wir sagen unseren Betrieben: Ihr müsst, wenn der erste Schnee fällt, etwas Emotionales dagegensetzen, um die Herzen zu erwärmen: mal einen Heimatabend oder ein Indoor-Fußballspiel organisieren. Es geht einfach darum, dass wir die jungen Leute nicht allein lassen. Man kann auch dafür sorgen, dass zwei Auszubildende aus demselben Herkunftsland zur gleichen Zeit frei kriegen und ihnen ein Bahnticket zahlen, damit sie mal in die nächste größere Stadt fahren können. Solche Kleinigkeiten machen viel aus.