Kita-Leiter Peter Schreiber (46) findet, dass der Kindergarten ein Abbild der vielfältigen Gesellschaft sein sollte. Die ausländischen Fachkräfte bekämen neue Berufsperspektiven, die Kinder profitierten von multinationalen und multisprachlichen Teams. Doch dieser Ansatz löst bei manchen auch Widerstände aus, gegen die man sich klar positionieren müsste.
ARBEITEN
Wie alt sind die spanischen Mitarbeiterinnen, wenn sie in Ihrer Kita anfangen?
Relativ jung. Viele haben eine abgeschlossene pädagogische Ausbildung oder sogar ein Studium. Die sind im Alter von Mitte 20 bis Anfang 30. Das ist die Zeit, wo der Berufsabschluss da ist und man sich fragt, was will ich eigentlich machen? Die Berufsperspektiven in Spanien sind meistens nicht so, wie sich die Kolleginnen das wünschen.
Inwiefern sind die Bedingungen für die spanischen Kolleginnen in Deutschland besser?
Die Bezahlung ist deutlich besser als in Spanien. Aber die berufliche Perspektiven sind ausschlaggebend. Also wenn unsere Kollegin Beatrice innerhalb von anderthalb Jahren von einer spanischen Fachkraft ohne Anerkennung zur stellvertretenden Einrichtungsleitung wird, dann ist das natürlich ein besonderer Fall. Aber wir bieten für alle Entwicklungsmöglichkeiten. Und die Kolleginnen sagen mir, dass es das so in der Form in Spanien nicht gibt.
Wie ist das Arbeiten in multinationalen Teams?
Ich bin von dem Ansatz begeistert. So wollte ich immer arbeiten. Ich habe ein tolles Team. Letztendlich ist die Nationalität eines Menschen ja egal. Aber wenn sie hier so durchgehen und hören mal Spanisch, mal Ukrainisch, das finde ich unglaublich gut. Ich selbst kann nur ganz wenige spanische Wörter, aber ich mag dieses Bunte sehr gerne. Das, was wir hier im Kindergarten machen, soll im Kleinen auch ein bisschen die offene und inklusive Gesellschaft sein, die wir uns wünschen. Wir wollen jeden willkommen heißen. Und jeder darf mit seinen Fähigkeiten und auch mit den Dingen, die er vielleicht nicht kann, da sein und gesehen sein. Wenn wir so eine Einstellung transportieren, besonders an Kinder, an Eltern, aber auch an Mitarbeitende, dann sind wir sehr erfolgreich.
Sie sagen, die Kinder profitieren von Erzieherinnen aus verschiedenen Ländern. Inwiefern?
Zum einen, weil Kinder mit anderen Muttersprachen sich angenommen fühlen. Wir haben Kolleginnen, die Spanisch, Arabisch oder Ukrainisch mit den Kindern sprechen können. Ich glaube, für Kinder ist es wichtig zu merken, dass es eine Vielfalt gibt, dass nicht jeder, der hier arbeitet, aus Deutschland kommen muss, sondern dass wir ein Abbild der Gesellschaft sind. Wir haben Gott sei Dank in Deutschland Menschen, die andere Sprachen, andere Denkansätze, andere Ideen, anderes Essen, andere Musik mitbringen. Und das soll hier Platz haben.
Leider kriegen wir allerdings regelmäßig Drohbriefe, die uns das Vorbereiten und Umsetzen einer „Umvolkung“ vorwerfen. Das sind Menschen, die es offenbar nicht witzig finden, was wir hier veranstalten. Das ist schlimm genug, aber es ist unsere Aufgabe dagegenzuhalten. Bei den Demos hier in Oldenburg waren viele aus meinem Team und selbstverständlich auch ich dabei. Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass wir diese Offenheit und diese Freiheit auch behalten und verteidigen. Das Beste, was wir tun können, ist zu überzeugen und zu zeigen, dass es läuft. Und dass wir alle was davon haben, wenn Menschen aus anderen Ländern zu uns kommen.
Interview: Laura Kramer und Beate Schulte; Redation: Philip Büttner.