„Im Betrieb sollte Offenheit herrschen für alle Religionen.“

Sie helfen beim Matching und werben für interkulturelle Balance im Betrieb: Susanne Droux und Catherine Karaja. Susanne Droux ist Geschäftsführerin, Catherine Karanja Referentin des Bereichs Berufsbildung und Fachkräftesicherung beim Branchenverband DEHOGA Bayern.
ARBEITEN

Wie hoch ist der Anteil ausländischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im bayerischen Hotel- und Gaststättengewerbe?

Susanne Droux: Wir gehen von 30 bis 40 Prozent aus. Menschen aus etwa 120 Ländern arbeiten bei uns im Gastgewerbe in Bayern. Darunter sind natürlich auch welche, die zwar noch einen Pass aus einem anderen Land haben, aber schon sehr lange hier in Deutschland sind. Andere kommen neu zu uns, um eine Ausbildung zu machen, ein paar Jahre zu arbeiten und dann wieder zurückgehen. Von bestimmten Nationalitäten wissen wir, dass die Menschen eher bleiben, besonders wenn sie hier ein großes Netzwerk vorfinden. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, sich wirklich zu integrieren, groß.

Wie können Sie Ihren Betrieben bei der Integration ausländischer Mitarbeiter helfen?

Catherine Karanja: Wir haben als Verband eine Kümmerer-Funktion. Es kann zum Beispiel mal vorkommen, dass das Matching zwischen Auszubildendem und Betrieb sich nach ein paar Monaten als doch nicht so perfekt herausstellt. Dann versuchen wie gemeinsam mit der Vermittlungsagentur einen neuen Betrieb für denjenigen zu finden. Es handelt sich oft um sehr junge Menschen, die noch nie zuvor im Ausland waren, und da braucht es manchmal etwas Unterstützung, damit sie wirklich hier ankommen können.

Ist es für die Betriebe sinnvoller, mehrere Arbeitskräfte einer Nationalität einzustellen oder erscheint eine Mischung von Nationalitäten günstiger?

Susanne Droux: Vielfalt ist wichtig, das fördert das Voneinander-lernen und die Neugier. Eine Dominanz bestimmter Nationalitäten oder auch Religionen im Betrieb ist ungünstig. Wir haben das durchaus schon erlebt: Wenn eine Mentalität oder Glaubensrichtung im Betrieb stark vertreten ist und dann auch sehr stark gelebt wird, fühlen sich andere nicht mehr gesehen. Im Betrieb sollte Offenheit herrschen für alle Religionen. Uns ist es wichtig, die ausländischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so in die Betriebe zu vermitteln, dass eine Ausgeglichenheit entsteht, auch zwischen Männern und Frauen.

Catherine Karanja: Es ist schon gut, immer zwei Personen von einer Nationalität in einem Betrieb zu haben, gerade im ländlichen Raum, damit es eine Bezugsperson gibt. Aber wenn es eine größere Gruppe ist, die unter sich bleibt und dann doch nur die eigene Sprache spricht, wird es schwierig mit der Integration.

Gibt es Beispiele dafür, dass Menschen, die hier in Deutschland ohne perfekte Deutschkennnisse und hohe Qualifikationen ankommen, nicht nur Arbeit finden, sondern auch beruflich aufsteigen können?

Catherine Karanja: Da gibt es sehr viele Beispiele. Mir fällt eine junge Georgierin ein, die in München im Hilton-Hotel ihre Ausbildung gemacht hat und dort heute im Bereich „Human Ressources“ Verantwortung trägt. Sie ist extrem fleißig, hat sich die Sprache und alles Wissen hier in Deutschland angeeignet. Tatsächlich kümmert sie sich inzwischen selbst um die Integration von neuen Fachkräften. Das ist eine echte Erfolgsgeschichte für die Integration.

Interview und Redaktion: Philip Büttner