ANKOMMEN
Wer kommt zu Ihnen in die Beratung und mit welchen Anliegen?
Magdalena Baur: Zu mir in den Jugendmigrationsdienst kommen junge Menschen im Alter von 12 bis 27 Jahre. Ihre Themen sind vielfältig: Ausbildung, Spracherwerb, berufliche Orientierung, aber auch Existenzsicherung oder Wohnungssuche. Es gibt Personen, die kommen mit einer bestimmten Frage, und es gibt welche, die bringen gleich einen ganzen Berg von Fragen mit. Und dann muss ich erstmal schauen, was am wichtigsten ist: zum Beispiel erst einmal das Existenzminimum zu sichern, die Grundbedürfnisse, wie Wohnraum, ausreichend Essen und Medizinische Versorgung, zu erfüllen und dann an die Feinheiten zu gehen.
Ilze Hundegger: In der Migrationsberatung sind wir wie eine erste Haltestelle in Deutschland, an der die Menschen Informationen darüber sammeln, wie es weitergehen kann. Ich berate die Klientinnen und Klienten zwischen 27 und 58 Jahren. Da geht es ebenfalls um Spracherwerb, Arbeit, Anerkennung von Diplomen und Zeugnissen, Betreuung der Kinder und um die Frage, welche Behörden jeweils zuständig sind. Wir entlasten die Behörden übrigens ein Stück weit mit unserem Beratungsangebot.
Magdalena Baur: Wir gehen mit unseren Klientinnen und Klienten zum Beispiel den Antrag auf Ausstellung eines Aufenthaltstitels Frage für Frage durch. Wir würden uns nur wünschen, dass es für unser Beratungsangebot eine Regelfinanzierung gäbe. Jedes Jahr bangen wir mit unseren Klientinnen und Klienten darum, dass genügend Geld eingeplant wird.
Aus welchen Ländern kommen denn Ihre Klientinnen und Klienten?
Ilze Hundegger: Zum Beispiel aus europäischen Ländern, aus dem Nahen Osten, auch aus afrikanischen Ländern. Mehrere meiner Klient:innen kommen auch aus Indien. Seit 2022 sind auch sehr viele ukrainische Staatsbürger:innen bei uns in der Beratung.
Haben die Ratsuchenden in der Regel bereits eine feste Unterkunft in München?
Magdalena Baur: Viele leben in staatlichen Unterkünften oder Gemeinschaftsunterkünften für geflüchtete Menschen, oder in Pensionen. Eine eigene Wohnung haben die wenigsten. Einige leben in WG-Zimmern, die haben Glück.
Wie erfahren die Leute von Ihrem Beratungsangebot?
Magdalena Baur: Meistens ist es Mundpropaganda. Menschen, denen wir helfen können, erzählen es ihren Freundinnen und Freunden. Wir stellen uns auch regelmäßig in Integrationskursen vor. Und: Wir sind wirklich gut vernetzt im ganzen Münchner Stadtgebiet. Viele unterschiedliche Beratungsstelle leiten dann zum Jugendmigrationsdienst oder zur Migrationsberatung für Erwachsene weiter. Es gibt auch eine Internetseite aller Jugendmigrationsdienste in Deutschland, wo man dann die örtliche Beratungsstelle finden kann. Seit Kurzem bietet die Diakonie übrigens auch Onlineberatung an, unkompliziert und anonym (https://beratung.diakonie.de).