„Ich liebe es, mit Kindern zu arbeiten und ich mag meinen Beruf Erzieherin.“

Die Syrerin Hind Youssef (34) ist gelernte Erzieherin und arbeitet nun als Praktikantin in einer Kindertagesstätte in Oldenburg. Sie erzählt, wie unterschiedlich die Arbeit von Erzieher*innen in Syrien und Deutschland ausfällt und wie sie zu ihrem Praktikum kam.

ARBEITEN

Als sie hier im Kindergarten angefangen haben, gab es da ein Willkommen oder eine Begrüßung?

Meine Kollegin hat mich hier sehr herzlich zum Praktikum begrüßt. Sie war begeistert, dass ich Erzieherin bin, und sagte, ja, du kannst hier einfach als Praktikantin anfangen. Ich bin sehr dankbar für mein Team und seine Unterstützung.

Wurden ihre Bildungsabschlüsse anerkannt? Als wie aufwändig empfinden Sie das Verfahren dafür?

Ich habe meine Unterlagen zur Anerkennung an das Land Niedersachsen geschickt und muss nun erst einmal 580 Stunden als Praktikantin leisten. 300 Stunden habe ich bereits absolviert. Dann brauche ich ein gutes Praktikumszeugnis und berufsbezogene Sprachkenntnisse. Das Land Niedersachsen entscheidet daraufhin, ob ich als Erzieherin arbeiten darf.

In Damaskus habe ich die Universität mit einem Zertifikat als Erzieherin abgeschlossen und danach auch eine Stelle als Erzieherin gefunden, in der ich fünf Jahre gearbeitet habe. Und ich habe auch noch ein Jahr Diplomstudium absolviert und eine Prüfung gemacht, aber wegen des Krieges in Syrien kein Zertifikat mehr darüber erhalten, das ist schade. Für eine Ärztin oder einen Ingenieur ist die Anerkennung von Zertifikaten hier einfacher.

Wie sind Sie auf diese Kita als Arbeitsplatz gekommen?

Ich habe mit Google Maps gesucht und bin dann zu Fuß von Kita zu Kita gegangen. Die erste Krippe war sehr klein und ich wollte lieber in einer größeren Einrichtung arbeiten, der zweite Kindergarten hatte keinen Platz und dann habe ich hier im dritten Kindergarten einfach gefragt, ob ich ein Praktikum machen kann.

Ist die Arbeit hier im Kindergarten anders als in Syrien, wo Sie vorher gearbeitet haben? Ja, ganz anders. In Syrien habe ich mit den Kindern ab drei Jahren ein bisschen Mathematik und das arabische Alphabet gelernt und manchmal gespielt. Mit den Kindern bis zu drei Jahren habe ich nur gespielt. Ich war dort für sechs bis zehn Kinder allein zuständig. Wissen Sie, in Syrien ist der Kindergarten eher eine Vorschule. Die Kinder lernen dort schon einfache Informationen, nicht zu viel. So können sie dann in der ersten Klasse schon das Alphabet und wissen schon 1 plus 1 ist gleich 2. Und manchmal kann ich das auch hier im Kindergarten etwas einbringen. Ich möchte hier mit den Kindern ein bisschen lernen. Ich liebe es, mit Kindern zu arbeiten, und ich mag meinen Beruf Erzieherin.

Interview: Laura Kramer und Beate Schulte; Redaktion: Anja Buchholz.